Im Oktober finden die größten Hindu-Feste des Jahres statt, Dashain und Tihar, aber weil die Nepalesen so gerne feiern, wird der September als Vorbereitung fleißig genutzt. Etliche zusätzliche Feiertage bieten die Chance, sich schick zu machen, das Leben zu zelebrieren, zu tanzen und sich vom tristen Alltag ablenken zu lassen.
Zu Teej, bei dem die Frauen für das Wohlergehen ihrer Männer fasten, wird in der Schule ein Festprogramm durchgeführt, bei dem viele Schulklassen Tänze vorbereitet haben. Weil ich ans College muss, bekomme ich nur das letzte Drittel mit (das mir allerdings auch reicht :D), die meisten volunteers haben tapfer den Großteil des Programms durchgehalten. Es ist ein heißer Tag und ich habe gefühlt den Schweiß und Dreck von zweihundert Kindern auf mir, aber sie freuen sich auch sehr, wenn wir volunteers zum Zuschauen kommen und sie für ihre Leistung loben. Außerdem kommen wir in den exklusiven Genuss des traditionellen Teej-Festessens, das wirklich zu den besten Mahlzeiten gehört, die ich jemals hatte (und zwar nicht nur in Nepal): Zum einen ein köstlich gewürzter, süßer Milchreis, dazu pikant gebratener Blumenkohl mit Kartoffeln und ein pickle aus Rettich, Tomaten und Zwiebeln. Diese Kombination klingt erst einmal ziemlich kurios, schmeckt aber so lecker, dass ich zwei Teller davon verdrücke, obwohl ich nach dem ersten schon satt bin.
Tags drauf haben wir daheim unsere eigenen Teej-Festlichkeiten mit einem weiteren Mini-Talentprogramm. Die Jungs werden immer besser mit dem Einrad, besonders der kleine Navaraj ist kaum davon runterzubekommen. Sein Kunststück auf der Bank hat beim ersten Mal geklappt (als ich es natürlich nicht aufgenommen hab), beim zweiten und dritten Mal nicht. Aber er geht inzwischen sehr sicher damit um. Auch Sonams Hüftschwung möchte ich euch nicht vorenthalten. Der Arme ist übrigens vor ein paar Tagen im Treppenhaus gestürzt und die halbe Gesichtshälfte ist geschwollen und blau, er war anfangs gar nicht wiederzuerkennen. Glücklicherweise hat er den Schmerz schnell vergessen, auch wenn er die Situation schamlos ausnutzt und sich nach Strich und Faden mit Sonderrechten verwöhnen lässt (als ob er als Lieblingskind der Hausleitung nicht schon genug Privilegien hätte …)
Auch werden ein paar der Tänze vom Vortag vorgeführt (die ich allerdings nicht aufgenommen habe), und Anton sowie Anna und Franka haben mit den Kids ebenfalls neue Tänze einstudiert. Den Tanz von Anna und Franka nehmen wir auch in unser morgendliches exercises-Programm auf, weshalb ihn gleich im Anschluss alle gemeinsam tanzen dürfen.
Außerdem erhalten wir Besuch von Bigyan, einem Nepalesen, der seit zwei Jahren in Deutschland wohnt und eine ehemalige Praktikantin kennt, die in Weimar studiert. Er ist tätig bei einem kleinen regionalen Fernsehkanal und macht Aufnahmen von uns, aus denen er einen fünfminütigen Beitrag für den Sender zusammenschneiden wird. Er macht auch ein Foto der aktuellen Praktikantengruppe, das richtig gut gelungen ist.
Navarajs Geburtstag
Der September ist nicht nur durchzogen von Feiertagen, sondern allerhand Praktikanten haben Geburtstag, weshalb wir uns ein paar kulinarische Ausflüge gönnen und feiern gehen. Aber auch Hausleiter Navaraj feiert seinen 32. Geburtstag und nutzt die Chance, den Kindern eine tolle Party zu bescheren. Er bestellt bei einem befreundeten Konditor eine gigantische Torte, lässt den TV room festlich dekorieren und nach dem Geschlemme tanzen die Kids bestimmt zwei Stunden lang und können gar nicht genug bekommen – und dass deswegen die heutige study time ausfällt, verkraften auch alle gerade so. :) Anbei ein paar Fotos vom Gelage, klickt euch durch und erfreut euch am Geschehen. :)
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