Der zweite village-Trip führt uns in das Heimatdorf von einem unserer Schützlinge, Dipendra. Als er vorgestern dorthin reiste, schickte er uns nur eine erschütternde SMS, alles sei zerstört und die Menschen seien in großer Not. Glücklicherweise sind wir in der Lage, sofort agieren zu können – im Nu sind die 60 Säcke mit Nahrungsmitteln gepackt (werden sogar schon nachmittags fertiggestellt), die Schaummatten werden zurechtgeschnitten, neue Stirnlampen gekauft und mit Batterien versehen. Die Fahrt nach Gorkha ist noch länger als die nach Nuwakot Hung, etwa sechs Stunden pro Weg, und die Straße soll größtenteils, nun ja, „schwierig“ sein.
Der Bus steht um 4 Uhr morgens bereit, aber wir volunteers werden brutal um halb drei aus dem Bett geworfen – könnte ja sonst alles zu spät werden. Diesmal fahren Anna, Leo und ich mit.
Ein paar der größeren Jungs sind dieselben, ansonsten kommen auch andere zum Zug und freuen sich über die Gelegenheit, mitzuhelfen, und sicherlich auch, einfach mal aus Kathmandu
rauszukommen.
Nachdem wir ein paar Stunden später die Hauptstraße verlassen, beginnt tatsächlich eine ziemlich nervenaufreibende Strecke. Dipendra erklärt, dass die Gegend zu den regenreichsten gehört – das
Erdbeben hat Risse in den ohnehin holprigen Sandstraßen verursacht, und da der Regen die Straße teilweise in reine Schlammmassen verwandelt hat, gibt es nun überall tiefe und gefährliche Fugen,
die die Weiterfahrt gehörig erschweren. Als ob das nicht an sich schon Nervenkitzel pur wäre, ist die Straße teils sehr schmal und verläuft – natürlich – direkt am steilen
Abgrund.
Es dauert nicht lange, bis wir das erste Mal stecken bleiben. Mit vereinten Kräften gelingt es uns, den Bus zu befreien, aber nur wenig später erfolgt die nächste Panne. Einmal abgesehen davon, dass der Bus während der Fahrt teilweise so stark wackelt, dass wir befürchten, umzukippen. Zur Felswand hin wäre zwar vermutlich auch das Ende des Wagens, aber zur anderen Seite hin wäre unser aller Ende. Der Schweiß auf der Stirn ist also nicht nur eine Folge der Hitze, sondern auch der inneren Unruhe. Und dann noch die Gewissheit, auf dem Rückweg dieselbe Strecke erneut fahren zu müssen (bei dem wir übrigens tierisch Glück haben, denn kaum haben wir den Matschpfad verlassen, beginnt es plötzlich zu schütten wie aus Eimern … nicht auszumalen, in welchen Schwierigkeiten wir wären, würden wir uns noch auf dem weichen, schlammigen Sandweg befinden!) …
Als wir Gorkha schließlich erreichen, sind wir erst einmal erleichtert – und überwältigt von der Begrüßung und Herzlichkeit der Dorfbewohner. Daher möchte ich diesem Eintrag auch keine Worte mehr hinzufügen, sondern die Fotos sprechen lassen (die ich jedoch mit Untertitelungen versehen habe). Ein denkwürdiger, emotionaler, prägender Tag für uns alle.
Ich bedanke mich herzlich bei Leo, der mir seine tollen Fotos für den Blogeintrag zur Verfügung gestellt hat.
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Barbara (Annas Mama) (Montag, 25 Mai 2015 17:30)
Lieber Ben,
ein herzliches "Dankeschön" für Deine wunderbaren Berichte!
Ich verschlinge Sie alle wie einen Roman und bin sehr beeindruckt von all dem was Ihr erlebt und wie Ihr die Situation meistert!