Morgen geht’s los. Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich meine To-do-Liste durchgegangen bin, und es beruhigt mich nicht, dass mir bei jedem Lesen noch etwas eingefallen ist, was ich vielleicht noch dringend erledigen oder besorgen sollte. Nun ist’s eh zu spät, und auch wenn ich gar keinen Grund habe, mich verrückt zu machen, weil ich mich nun ja echt schon lange auf das bevorstehende Abenteuer vorbereite, weiß ich jetzt schon, dass die Nacht eher ein schlafloses Herumgewälze ist. Was ja kein Problem ist, denn Flugzeuge sind ja bekanntermaßen tierisch bequem und ich werde bestimmt den Flug durchschlafen. Und nicht nur das – ich komme planmäßig am Dienstagmorgen um 7 Uhr in Kathmandu an und habe folglich noch den kompletten Tag vor mir, ehe ich dort meine erste Nacht zubringen werde, ebenfalls schlaflos, weil ich die erste Nacht an einem fremden Ort immer schlecht schlafe. Erwähnte ich, dass mich am Donnerstag der innerhalb von vier Wochen DRITTE Infekt erwischte und ich nur noch am Herumhusten bin?
Weshalb ich mein Leiden offen kundtue: Das tu ich doch immer. In diesem Fall schreibe ich es mir jedoch von der Seele, weil es
nämlich eigentlich von gar keiner Bedeutung ist und meine Vorfreude nicht trübt. Ich habe vor über anderthalb Jahren den Entschluss gefasst, in Nepal bei diesem Projekt mitzuhelfen, und ich kann
es eigentlich gar nicht fassen, dass die Vorbereitungszeit nun tatsächlich vorbei ist und es morgen losgeht. Ich habe mich mit ehemaligen Praktikantinnen ausgetauscht, bin sämtliche Infos wieder
und wieder durchgegangen, aber so richtig vorbereitet fühle ich mich trotzdem nicht, denn auch wenn ich in etwa weiß, wie der Tagesablauf sein wird und welche Aufgaben ich dort habe, ist
es dennoch eine völlig neue Art von Leben, an die ich mich anders als durch learning by doing gar nicht werde gewöhnen können. Ich bin gespannt, wie schnell ich die Namen der Kinder
lernen werde, wie schnell das Eis brechen wird. Ich bin gespannt, wie die anderen Praktikanten drauf sind und welche neuen Freundschaften ich schließen werde. Ich bin gespannt auf die eigentliche
Arbeit mit den Kindern, auf den Kulturschock, auf das nepalesische Essen, auf die höchsten Berge der Welt. Ich bin gespannt, wie der Dienst am Nächsten mir persönlich hilft, in mich zu gehen und
meine Prioritäten zu ordnen und ob der Verzicht auf den westlichen Luxus, auf den ich mich eigentlich ziemlich freue, dann doch schwerer ist als erwartet. Ich bin gespannt, ob ich mit der
sozialen Ungerechtigkeit, die dort im Land herrscht, zurechtkomme, und wie demütig mich die Dankbarkeit stimmen wird, die die Kinder vermutlich für alles zeigen, was für mich selbstverständlich
ist.
Auf einen neuen Lebensabschnitt!
Kommentar schreiben
Irma Franz (Montag, 23 März 2015 10:33)
Ich kann Dich nur bewundern und wünsche Dir von ganzem Herzen alles Gute. Du weißt dass der Vater im Himmel Dich beschützt und Dir nicht geschehen kann.
Liebe Grüße von Irma & Charly Franz